Alles Gute: Heinz Radtke feiert 90. Geburtstag

 

Er fühlt sich nach eigenen Wort noch immer "fit wie ein Turnschuh", ist der ranghöchste lebende ehemalige Angehörige der früheren German Security Unit (GSU), genießt über Einheits- und Vereinsgrenzen hinweg, allerhöchsten Respekt und große Anerkennung und ist zudem der einzige Ex-Guard, der noch immer voller Achtung mit seinem alten Dienstgrad angesprochen wird, obwohl er dies selbst niemals abverlangen würde.

Unser Ehrenmitglied Heinz Radtke, der letzte Chief Superintendent der GSU, feiert morgen seinen 90. Geburtstag!

 

Ehrenmitglied Heinz Radtke (Oktober 2015)

 

Heinz Radtke gehörte zu den ersten Männern der 1950 aufgestellten GSU, die zu jener Zeit noch German Service Organisation (WS) hieß und tatsächlich eine reine Wachmannschaft war. Wie einige seiner Kameraden seines Jahgangs, unter ihnen auch der verstorbene Ulrich Jäckel, wurde er als ehemaliger Soldat durch die Volkspolizei geworben, die er aber nach kurzer Zeit wieder verließ, um 1952 in die GSO einzutreten.

Als junger Tradesman, wie die Security Guards damals noch im Eingangsamt hießen, interessierte er sich bereits für die im selben Jahr neu aufgebaute Hundestaffel der GSO und absolvierte relativ zeitnah die Ausbildung zum Hundeführer.

Mitte der 1950er Jahre verließen viele Angehörige nach der Aufstellung der Bundeswehr, die GSO in Richtung der neuen deutschen Armee. Zu ihnen gehörte auch Foreman Gerhard Jabs, der das Hundewesen formal leitete und somit einen vakanten Posten zurückließ. Heinz Radtke, der 1957 bereits Gruppenführer wurde, übernahm die Position mit Leib und Seele und baute die neue Organisationsstruktur des "Hundezuges" auf. Auch aufgrund seiner erworbenen Qualifikation, gehörte er zu den wenigen der Einheit, die das Glück hatten, in einem Jahr zweimal befördert zu werden. Seine Ernennung zum Foreman erfolgte ebenfalls 1957.

 

Chief Superintendent Heinz Radtke vor Block 34 (1972)

 

Chief Heinz Radtke (re.) bei einer Rekrutenabnahme vor Block 34 (1980er Jahre)

 

Nach einer kurzen Verwendung als Zugführer, übernahm er auch ganz offiziell das Hundewesen.

In den selben Zeitraum fiel auch dessen sportliche Aktivitäten für die GSO, denn Heinz Radtke war ein leidenschaftlicher Amateurboxer und stellte sich im London-Block einigen Kämpfen mit britischen Soldaten.

Ab 1968 wechselte er, inzwischen zum Offizier befördert, in den "Admin"-Bereich des Stabes der in German Service Unit umbenannten Einheit. Im selben Jahr erfolgten massive Änderungen bei der GSU, außerdem vor allem gab es einen Wechsel an der Spitze der Einheit. Nach dem Ausscheiden des bisherigen Dienststellenleiters, Staff Superintendent Johannes Gohl, und des plötzlichen Todes von Superintendent Kuno Röder, übernahm Superintendent Wolfgang Schiller den Chefposten der Einheit.

Heinz Radtke wurde als Superintendent mit der Wahrnehmung der Aufgaben des stellvertretenden Einheitsführers betraut und wurde somit Chef der Wachabteilung. Hierdurch behielt er auch die Zuständigkeit für das gesamte Hundewesen, der inzwischen ausgebauten Vierbeiner-Staffel.

Kurze Zeit später erfolgte die Ernennung zum Chief Superintendent.

Niemand ahnte zu jenem Zeitpunkt, dass er der letzte Offizier sein würde, der diesen Rang erhielt. Gemeinsam mit Wolfgang Schiller, zu dem er ein meist gespanntes Verhältnis unterhielt, führte er als Team die Geschicke der GSU dennoch sehr gekonnt. Auch die Truppe zollte Radtke stets größten Respekt - war er doch als Chef der Wachabteilung ein geschätzter Wachvorgesetzter.

1982 wurde die erneut umbenannte German Security Unit, die bereits seit 1968 den Status einer Wachpolizei hatte, als Kompanie in das 2. Regiment der Militärpolizei eingegliedert. Heinz Radtke erhielt, neben Wolfgang Schiller, das rote Barett. Dennoch werden ihn die meisten Guards nur sehr selten damit gesehen haben, zählte er sich doch selbst immer zur Wachabteilung zugehörig und zog es daher vor, sich auch optisch nicht von "seinen Jungs" abzuheben.

Nach 36 Jahren hieß es dann 1988, die Uniform abzugeben. Heinz Radtke war GSU-Mann "durch und durch" und somit fiel ihm der Abschied schwer. Aus der Hand des britischen Stadtkommandanten Patrick Brooking erhielt er noch einmal ein offizielles Geschenk und eine Dankesurkunde - dann verließ er die Kaserne.

Nun stand endlich seine Familie an erster Stelle, obwohl er zunächst noch für einige Zeit eine Sonderaufgabe als fachkundiger Berater und Übersetzer in Marienfelde annahm - als Vertreter der Britischen Streitkräfte.

Der Ruhestand hielt nicht ewig, denn letztlich holte ihn "seine Truppe" wieder zurück: Im Gründungsjahr 2010, wählte ihn die GSU-Kameradschaft zu einem ihrer Ehrenmitglieder. Eine für ihn wirkliche Ehre, die er voller Dankbarkeit annahm.

Heinz Radtke war stets zur Stelle, wenn er als Zeitzeuge gefragt war. Er nahm voller Stolz an den "Offliner"-Treffen des Vereins teil, wirkte aber auch aktiv an Ausstellungen mit. Bei der letzten, im Februar/März 2015, war er sogar als Fotomodel eingebunden und stellte sich anhand einer historischen Aufnahme selbst dar.

Highlights waren seine wesentlichen Rollen als Redner bei der Einweihung der Ehrentafel der GSU im September 2014, aber auch während der Besuche des früheren Stadtkommandanten Sir Robert Corbett im Mai 2012 und im Oktober 2015.

Er diskutierte als GSU-Mann und Ehrenmitglied des Vereins mit Eberhard Diepgen, Walter Momper und Sir Robert Corbett über die historischen Ereignisse, die auch zum Ende der GSU führten.

Im Juli 2015 erhielt Heinz Radtke als Ehrenmitglied die Ehrennadel, die ihm letzten Monat durch Sir Robert Corbett verliehen wurde.

Heinz Radtke steht jahrgangsmäßig in einer Reihe zahlreicher Ehemaliger, die uns schon lange verlassen mussten und somit ebenfalls 90 Jahre alt geworden wären, so auch Ulrich Jäckel (†87) und Werner Nowka (†67), die wir alle sehr vermissen.

Unser Ehrenmitglied Heinz Radtke zeichnet sich bis heute durch seine liebenswerte Menschlichkeit und ein sagenhaftes Wissen aus. Unsere Kameradschaft, alle Freunde und Wegbegleiter wünschen ihm alles erdenkliche Gute zum 90. Geburtstag im Kreise der Familie!

Der Verein würdigt Heinz Radtke im Rahmen des "Members Day" am 5. Dezember.

Happy Birthday, Chief!

 

Die Kameradschaft 248 German Security Unit e. V. ist seit August 2013 Vollmitglied der ROYAL MILITARY POLICE ASSOCIATION und der einzige Verein, der seitens der britischen Militärpolizei als Repräsentant der ehemaligen German Security Unit und für deren geschichtliche Darstellung anerkannt wird.